4. Vorstellung der Regionalvereine und Mitgliedsgruppen

4.3 Region Leipzig

4.3.1 Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau Cavertitz/Laas

Nein! Laut und parteiübergreifend von Anfang an!
Von Kathrin König

Im Norden Sachsens buhlen seit Anfang der 1990er Jahre Gesteinsabbaufirmen um Flächen. Das Jahr 2008 hat den Gesteinsabbaugegnern gezeigt: auch wenn am Ort alles ländlich-abgeschieden wirkt, hinter den Kulissen werden die Baggerschaufeln geschliffen. Mächtige Aktiengesellschaften versuchen ihre Wirtschaftsinteressen gegenüber empörten Gemeinden und Bürgern durchzusetzen. 2009 könnte für Nordsachsen und die Gemeinde Cavertitz das Jahr der Entscheidung werden.
Schon seit 1991 hat es die Abbaufirma Schotter-und Kiesunion auf Festgestein am Liebschützberg abgesehen. Lautstarker Bürgerprotest organisierte sich daraufhin. Seit mehr als 16 Jahren wehren sich die Betroffenen gegen den Gesteinsabbau. Der Öffentlichkeit nicht bekannt war allerdings, dass die Firma auch plante, den Cavertitzer Berg abzubaggern. Der liegt nur drei Kilometer Luftlinie entfernt vom Liebschützberg. Keine 500 Meter vor dem Dorf Cavertitz soll auf 20 Hektar Granodiorit abgebaut werden. Der Betriebsplan lag noch nicht vor, aber es war bekannt, dass die Abbaufirma daran werkelte. Frühestens 2010 sollten sich die ersten Bagger durch den Berg wühlen. Direkt betroffen wären fünf private Landbesitzer und eine Agrargenossenschaft, die das Land als Weidefläche für ihre Rinderzucht nutzt. Unter den Tagebaufolgen wie Lärm, Staub und Grundwasserabsenkung hätten im direkten Umkreis drei Dörfer und ein Naturschutzgebiet zu leiden.

Bürger-Wut in politischen Aktionen bündeln
Nach mehreren Bürgerversammlungen und Debatten in der Lokal-Zeitung hatten sich Ende 2007 engagierte Menschen zur Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau Cavertitz/Laas zusammengefunden. Die Initiative, bestehend aus Unternehmern, Lokalpolitikern und Anwohnern, Will sehr eng mit den erfahrenen Protestlern vom Liebschützberg zusammenzuarbeiten, aber auch eigene Wege zu gehen.
Dass sie mit ihrem Engagement den Nerv der Einwohner trifft, wurde nicht nur zum Aschermittwoch deutlich, als mehr als 50 Bürger zur Info-Veranstaltung kamen. Auch bei Terminen und Ortsgesprächen, die trotz Fußball-EM, Hochsommer und Ferienzeit anstanden, kamen dutzende Menschen. Ihre sorgenvollen Fragen lauteten jedes Mal: Was können wir Bürger tun, damit nicht über unsere Köpfe hinweg entschieden wird? Wer kann noch helfen? Wie geht es weiter?
Nachdem der Mitgliedsantrag für die Grüne Liga unterschrieben war, knüpften die Cavertitzer Kontakt zum Netzwerk der Initiativgruppen Gesteinsabbau e.V., sammelten Informationen, Tipps, trafen sich mit Umweltschützern und arbeiteten mit Regionalzeitungen und dem MDR-Radio zusammen. Das Sächsische Oberbergamt kam zu einem Info-Abend in die Gemeinde. Allerdings verließen die mehr als 60 Besucher und Gemeinderäte die Diskussion mit gemischten Gefühlen - sie schwankten zwischen Ernüchterung, Wut und Hilflosigkeit.
 
Bis zum Sommer sind alle relevanten Regional-und Bundespolitiker zum Ortstermin gebeten, ein Umweltbiologe beauftragt und ein Verwaltungsjurist eingeschaltet worden. Parallel dazu wurden mit dem neu gebildeten Landkreis Nordsachsen ein lokales Bündnis gegen Gesteinsabbau in der Region geschlossen und Spenden gesammelt. Weil all diese Aktionen immer auch Rechtskenntnisse erfordern, kam ein Seminar „Rechtsschutz gegen Bergbauvorhaben" Mitte August in Dresden wie gerufen. Die GRÜNE LIGA organisierte dieses Treffen über den Verein Interessenvertretung Deutsches Umweltrecht (kurz IDUR). Der Fachanwalt erklärte am Fall Cavertitz anschaulich, welche Rechtsschritte und Gelder notwendig werden könnten, wenn man mit aller Konsequenz einen Steinbruch verhindern will.

Keine Angst vor großen Unternehmen
Nach den Sommerferien wurden die Karten auf der Abbau-Seite plötzlich neu gemischt. Die Schotter-und Kiesunion hatte sich zurückgezogen und ihr Bergwerkseigentum an die Basalt AG verkauft. Nun haben es die Cavertitzer mit einem Global-Player zu tun, der mehr als 150 Beteiligungsgesellschaften mit 450 Betriebsstätten betreibt. Wie und was genau in Cavertitz geschehen soll, ist derzeit unklar. Bis Ende 2009 hat die Basalt AG Zeit zu sagen, was sie plant. Wird sie sich auf den Cavertitzer Berg mit 20 Hektar Abbaufläche beschränken? Wird sie den Liebschützberg gleich mit abbaggern? Oder sitzt sie die Proteste aus, um sich langfristig die Rohstoffe zu sichern? All das ist unklar. Fest steht allerdings: Auch wenn die Steinbruch-Firmen wechseln, die Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau bleibt bei ihrem Nein. Nein zu Landschaftsverbrauch, Entzug von Flächen für Landwirtschaft und Wildtiere, Grundwasserabsenkung und kurzfristigem Profitstreben.

Alle Infos unter: www.bi-gesteinsabbau-cavertitz.de

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